Rede: Mehr Unterstützung für Kitas in Corona-Zeiten

Januar 13, 2021

Brittas Rede in der Hamburger Bürgerschaft am 13. Januar 2021 zum Antrag „Weitere Unterstützung für Kitas zu Corona-Zeiten“ der GRÜNEN und SPD-Fraktion

 

„Frau Präsidentin, meine Damen und Herren!

Kitas sind derzeit die Einrichtungen unserer Stadt, die unter extrem erschwerten Pandemiebedingungen ihr Angebot fast vollumfänglich aufrechterhalten und damit Teilhabe sichern, fördern, Ungleichheit von Bildungschancen mindern und präventive Sozialarbeit leisten.

Aktuell arbeiten die Hamburger Kitas in einem eingeschränkten Regelbetrieb. Das bedeutet, dass Eltern ihre Kinder weiterhin zeitlich begrenzt in die Betreuung geben können, ohne Nachweis oder Zugehörigkeit zu einem sogenannten systemrelevanten Arbeitsfeld. Dies ist aus zweierlei Sicht gut und richtig, aber vor allem von besonderer Bedeutung für Familien in unserer Stadt. Zum einen erfüllt Hamburg damit weiterhin seinen Bildungsauftrag gegenüber Kindern und verliert damit auch den Kinderschutz nicht aus den Augen. Zum anderen unterstützt es viele Eltern weiterhin bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der damit verbundenen Existenzsicherung. Das gilt in besonderem Maß für Frauen und Alleinerziehende.

Was bei dieser Debatte nicht vergessen werden darf, ist, dass auch Mitarbeiter:innen von Kitas Arbeitnehmer:innen sind. Sie können, selbst wenn sie wollten, nicht ins Homeoffice gehen. Sie stehen täglich für die Betreuung der Kinder vor Ort zur Verfügung. Sie gehen in einen, sagen wir mal, Arbeitsbereich mit Gefährdungspotenzial, denn sie arbeiten direkt am Kind, und das muss auch so sein. Wir haben zwar nachweislich keine signifikanten Infektionsausbrüche in Kitas, was unter anderem dafür spricht, Kitas auch weiterhin offenzuhalten, müssen aber dennoch zur Kenntnis nehmen, dass Kita-Mitarbeiter:innen einem besonders hohen Risiko ausgesetzt sind. Eine im Dezember veröffentlichte Studie der AOK zeigt auf, dass Personen in Erziehungsberufen im Vergleich zu anderen Berufsgruppen zu der am stärksten von Corona-Infektionen betroffenen Gruppe zählen. Die Auswertungen ermittelten in den Erziehungsberufen in der Zeit von März bis Oktober 2020 den 2,2‑fachen Wert an COVID-19-Infektionen im Vergleich zum Durchschnitt.

Wir wollen, dass der regelmäßige Kontakt für Kinder mit und unter Gleichaltrigen aufrechterhalten bleibt und die in der frühkindlichen Entwicklung wichtige Bindungs- und Beziehungsarbeit weiterhin fortgesetzt wird. Daher wollen wir die Mitarbeiter:innen in den Kitas als prioritäre Berufsgruppe anerkennen. Sie brauchen dafür eine schnellere Teststrategie als bisher, zum Beispiel orientiert an den Testmöglichkeiten für Lehrer:innen vor Ort, damit Kitas quarantänebedingt nicht 14 Tage auf Mitarbeiter:innen verzichten müssen, was wiederum die Aufrechterhaltung des Betreuungsangebotes gefährden könnte. Außerdem wollen wir es ermöglichen, Studierende sozialer Studiengänge zeitlich begrenzt
bei personellen Engpässen einzustellen. Wir wollen der Institution Kita weitreichende Bedingungen sichern, damit ihr Betrieb unter den pandemiebedingten Anforderungen weiterhin fortgesetzt werden kann. Hierfür müssen die Kitas auch die Möglichkeit haben, Öffnungs- und Betreuungszeiten zu reduzieren, nämlich dann, wenn nicht mehr ausreichend Personal zur Betreuung der Kinder oder auch zur Umsetzung der Hygienepläne zur Verfügung steht.

Vorausschauend hat unsere Sozialsenatorin diesen Part durch eine reduzierte Betreuungszeit in allen Kitas von 8 bis 15 Uhr schon in die aktuelle Verordnung aufgenommen. Betreuungsangebot, qualitative Standards und der Auftrag frühkindlicher Bildung in der Kita-Betreuung können somit, anders als in anderen Bundesländern, fortbestehen. Aber auch wir müssen uns immer wieder neu den aktuellen Herausforderungen der Pandemie stellen. Heute bitten wir um Zustimmung für den Ihnen vorliegenden Antrag, mit dem Sie gleichzeitig auch Ihre Anerkennung und Wertschätzung für die Mitarbeiter:innen der Hamburger Kitas zum Ausdruck bringen können. – Vielen Dank.“

Den Antrag finden Sie hier. Die ganze Debatte können Sie sich hier ansehen.